ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

Asphalt, Beton & Stein | Bau, Betrieb & Verkehr

BAB A9: Die Tankanlage auf dem Hienberg

Lage der Raststätte
Abb. 10: Lageplan und Grundriss der Tankstelle auf dem Hienberg. Quelle: Strasse 7,1940, S. 344.

Die Tankstelle mit Rastanlage auf dem Hienberg wurde am 29. Oktober 1939 eröffnet. Ursprünglich war an der Anschlussstelle Lauf der Bau einer größeren (Haupt-)Tankstelle geplant. Deshalb hatte das Objekt auf dem Hienberg nur ganz geringe Abmessungen. Die angegliederte Raststätte sollte den Reisenden bei kurzem Aufenthalt den Genuss der schönen Fernsicht bieten.

Fritz Limpert schrieb in der Zeitschrift 'Die Strasse' 7 (1940), Heft 15/16 einen Aufsatz "Die Hochbauten der Reichsautobahn in Franken". Über die Tankanlage auf dem Hienberg führt er aus:

"Diese Anlage war als Ableger einer geplanten Haupttankstelle an der Anschlußstelle Lauf gedacht und sollte deshalb nur ganz geringeAbmessungen erhalten(Abb.1O). Die angegliederte Raststätte sollte den Reisenden bei kurzem Verweilen den Genuß der ungewöhnlich schönen Fernsicht bieten (Abb. 11). Eine behäbige Längen- und Breitenentwicklung des Grundrisses hätte auch der steil abfallende Berghang gar nicht zugelassen. Daher die gedrängte Form der Anlage (siehe Grundriß Abb. 10). Immerhin können im Gästeraum 38, auf der Terrasse an die 50 Personen Platz finden.
Das Gebäude ist mit bodenständigem Kalkstein aus den Brüchen von Weidensees verblendet, das. sichtbare Holzwerk der Säulen und Dachuntersichten naturfarbig belassen (Imprägnierung mit Kulba), das Dach mit rotbraunen Falzpfannen eingedeckt.
Bei der Ausstattung der Gaststube wurde versucht, eine schlichte ländliche Behaglichkeit zu verbinden mit jener zeitgemäßen Gepflegtheit, die Reisende von den Betrieben der Reichsautobahnen erwarten können. Gleichzeitig mußte der Raum durch große Fensterflächen dem Blick in die Landschaft aufgeschlossen werden. Das Holzwerk des Wandsockels, der getäfelten Decke, der Türen und Möbel besteht aus gebranntem und gebürstetem Fichtenholz, dessen lebhafte Maserung die Ausdruckskraft des gewachsenen Baustoffes mit dem praktischen Vorteil einer sehr geringen Empfindlichkeit gegen Abnützung und Beschmutzung verbindet. Die Stirnwand schmücken zwölf Aquarelle der schönsten Jurapflanzen, die von Kunstmaler Karl Kellner, Nürnberg, mit viel Geschmack und Sachkenntnis angefertigt wurden. Entwurf und Ausführung der Gesamtanlage samt Innenausstattung oblag dem Verfasser.
Die Tankanlage und Raststätte auf dem Hienberg erfreut sich schon heute trotz der Verkehrsbeschränkungen eines regen Zuspruchs und bietet bereits zahlreichen regelmäßig wiederkehrenden Gästen Hilfe, Erholung und Stärkung.

Anmerkung: Die nachfolgenden Abbildungen tragen als Nummern die im vorstehenden Zitat erwähnten.

Abb. 10
Abb. 11: Limpert, Ansicht Tankanlage Hienberg. Quelle: Strasse 7,1940, S. 345.

Abb. 11
Abb. 12: Limpert, Ansicht Tankanlage Hienberg. Quelle: Strasse 7,1940, S. 345

Die Raststätte erfuhr im Verlaufe ihrer Existenz mehrere Veränderungen, musste aber 1996 der Erweiterung der BAB A9 von 2 x 2 auf 2 x 3 Fahrspuren Tribut zollen und wurde abgerissen.


 

Schrifttum

  1. Limpert, Fritz: Die Hochbauten der Reichsautobahn in Franken
    in: Die Strasse 7 (1940), H. 15/16, S. 339-345 (7 S., 11 Abb.)
  2. Johannes, Ralph u. Wölki, Gerhard: Die Autobahn und ihre Rastanlagen - Geschichte und Architektur, Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG, Petersberg (2005), S. 98 - 101 (3½ S., 7 Abb.)

H. Schneider, Naumburg (Saale), 1/2017


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