ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

Geschichte & Verwaltung | Historie & Gegenwart

Dessau (Sachsen-Anhalt) und seine Rennstrecken

Die Dessauer Rennstrecke nach 1945

Rennstrecke 1952 bis 1956
Rennstrecke ab 1952 bis 1956.
Grafik: https://de.wikipedia.org/wiki/Rennstrecke_Dessau, Zugriff: 22.08.2020

 

Der Teilstrecke zwischen den Anschlussstellen Dessau-Süd und Bitterfeld/Wolfen als Renn- und Rekordstrecke war nur ein kurzer Zeitraum beschieden. Schon 7 Monate später, am 1. September 1939 begann der unselige Zweite Weltkrieg. Über die Nutzung des Streckenbereichs für Erprobungen von Flugzeugen oder Ereignisse wärend des Krieges geben verschiedene Internetseiten Auskunft.

Erst 1949 gab es wieder motorsportliche Aktivitäten. Eine Liste der ab jenem Jahr stattgefundenen Wettbewerbe präsentiert die Website www.motorsportarchiv.de, gegründet 1955 von Lothar Jordan. In den Jahren 1949, 1959, 1952, 1953, 1955 und 1956 fanden die Veranstaltungen als "Dessauer Auto- und Motorradrennen" für Motorräder mit und ohne Seitenwagen sowie Automobile statt. Für 1954 gibt die Seite Automobil-Weltrekordfahrten an und lediglich das Jahr 1951 war möglicherweise veranstaltungsfrei.

Vom Motorsportarchiv (Inhaber: Dipl.-Ing. (FH) Mike Jordan, Hohenstein-Ernstthal) wird lt. seiner Website ein von Bernhard Hein und Gernot Pehnelt verfasstes Buch "Die Geschichte der Dessauer Autobahnrennen 1949 – 1956" vertrieben.


Der Rennfahrer Paul Greifzu, sein tragischer Tod und das Gedenken an diesen Sportler

Paul Greifzu wurde am 7. 4.1902 in Suhl geboren. Er begann seine sportliche Laufbahn bei der Motorenbaufirma „Krieger und Gnädig“ auf einer „Spezial-KG“. Seine technischen Verbesserungen zur Leistungssteigerung des Serienmotors verblüfften selbst die Experten von Krieger- Gnädig. Die lange Zeit als verschollen geglaubte Maschine wird nach ihrer Rekonstruktion im Fahrzeugmuseum Suhl zu sehen sein. Nach dem Zweiten. Weltkrieg setzte Greifzu seine Karriere auf einer BMW R 47 fort, bis er schließlich in den Rennwagensport wechselte. Hier entwickelte der Konstrukteur und Rennfahrer einen Eigenbausportwagen, mit dem er vor allem der britischen, westdeutschen und italienischen Konkurrenz das Leben schwer machte.

Nördlich von Klein-Leipzig verunglückte am 10.05.1952 der bekannte Suhler Autorennfahrer und Vizepräsident der Sektion Motorsport in der DDR, Paul Greifzu, mit seinem „Silberpfeil“ beim Training auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke durch einen technischen Defekt, tödlich. Er erlitt einen Schädelbasisbruch, als der Motor bei ca. 90 km/h blockierte, das Fahrzeug ruckartig zu stehen kam und der Fahrer mit dem Hinterkopf hart auf die Kopfstütze aufprallte. Sein Platz im Rennen 8 der Formel II bis 2000 ccm blieb am 11.Mai leer. An der Unglücksstelle hatten Forstarbeiter ein schlichtes Holzkreuz errichtet. Später wurde ein Granitblock mit einer Gedenktafel aufgestellt.

Gedenkstein
Gedenkstein für Paul Greifzu, errichtet an der Unglücksstelle. Foto: Detlef Barth
 

Am 7. Juni 1953, anlässlich des 4. Dessauer Auto- und Motorradrennens wurde ein Denkmal eingeweiht. Es befand sich etwa 500 m südlich der Unfallstelle an der Richtungsfahrbahn München. Eine Messingplatte enthielt Namen und Unglücksdatum. Da es an dieser Stelle jedoch keine Parkmöglichkeit gibt und zudem ein Wildzaun die Fahrbahn abriegelt, war die Gedenkstelle nicht mehr zugänglich.

Im Zuge der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE) erfolgte auch eine Rekonstruktion der ehemaligen Renn- und Rekordstrecke durch die Anlage von 2 x 3 Fahrstreifen. Der Gedenkstein musste dazu nach hinten versetzt werden. Im Frühjahr 2012 wurde "in einer Nacht- ud Nebelaktion", so empfanden es Bürger aus Dessau und dem Umland, ohne Kenntnis der dafür zuständigen Stellen des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, der Stein von seinem Standort an der Autobahn entfernt und in Dessau am Paul-Greifzu-Stadion aufgestellt. Nach Kenntnisnahme dieses Sachverhalts nahmen am 10. Mai 2012, dem 60. Jahrestags des Unglücks, die Dessauer KFZ-Innung der der Dessauer Oldtimer-Stammtisch mit einer Gedenkveranstaltung die Einweihung an diesem neuen Standort vor.

10.05.2012, Einweihungsfeier
Zur Einweihungsfeier waren neben den Initiatoren auch die Tochter und die Enkel von Paul Greifzu anwesend. Foto: Detlef Barth

Anlässlich des 65. Todestages des Rennfahrers wurde an der A9, am Ort des Geschehens von 1952, eine Gedenkstele errichtet. Somit ist der Ort auch wieder für die Vorbeifahrenden deutlich sichtbar. Die Initiatoren und Ausführenden dieses Erinnerungsmals waren die Kfz-Innung Dessau-Roßlau, der Oldtimerstammtisch e.V., die Thyrolf & Uhle GmbH, Steinmetz Thieme, das Versorgungswerk der Kreishandwerkerschaft und die Autobahnmeisterei Dessau.

10.05.2017, Neue Stele
Die neue Stele an der Unfallstelle von 1952, unmittelbar an der BAB A9. Foto: Axel Richter

Texte: H. Schneider, Naumburg (Saale)
Recherchen: A. Richter, Wolfen

Dessau an der ehem. Strecke 66, heutigen BAB A9
 
Die Dessauer Rennstrecke der 1930er Jahre