Archiv für Autobahn- und Straßengeschichte

Schrifttum | Projekt-I/2015

D.2 Die Studiengesellschaft für Automobilstraßenbau, ihre Gründungs- und sieben Hauptversammlungen

Die am 21. Oktober 1924 in Berlin gegründete Studiengesellschaft für Automobilstraßenbau (Stufa) war als technisch-wissenschaftliche Forschungsvereinigung konzipiert. Die Anregung dazu hatten ein Wissenschaftler (der Geheime Regierungsrat Prof. Robert Otzen, TH Hannover) und ein Praktiker (Baurat Dr.-Ing. Peter-Hans Riepert, Reichsverband der Deutschen Industrie) gegeben.

Die Mitglieder der neuen Institution lassen sich vier Gruppen zuordnen:

  1. Bau- und Unterhaltspflichtige (Behörden der Reichsregierung bzw. Staats- und Provinzialverwaltungen der Länder, Städte und Kommunen bzw. kommunale Spitzenverbände);
  2. Bauausführende (Bauwirtschaft, Baustoff- und Baumaschinenindustrie sowie deren einschlägige Verbände);
  3. Ingenieurwissenschaften (Technische Hochschulen, Materialprüfungsämter und wissenschaftlichen Verbände);
  4. Nutznießer (Automobil-, Reifen- und Zubehörindustrie mit ihren Interessenverbänden sowie Automobilklubs).

Bei den Stufa-Mitgliedern gab es viele Überschneidungen mit dem Deutschen Straßenbauverband (DStrBV), der zudem in den Stufa-Gremien Sitz und Stimme hatte. Dementsprechend waren notwendige Abstimmprozesse zur Organisation des Erfahrungsaustausches und der Ausschussarbeit in den beiden Einrichtungen unproblematisch, zumal sich die Stufa ebenso wie der DStrBV der wohlwollenden Unterstützung durch das Reichsverkehrsministerium erfreute.

Zweck der gemeinnützig ausgerichteten Arbeitsgemeinschaft war es, alle am Straßenwesen interessierten gesellschaftlichen Kräfte für die sachgerechte Fortentwicklung des Automobilstraßenbaus zusammenzufassen und die Praxis des Straßenbaus durch die Verbreitung wissenschaftlich abgesicherter Normen und Regeln vom Trassenentwurf bis zur Bauausführung zu fördern. Neben die Beantwortung technisch-wissenschaftlicher Fragen sollte gleichrangig die Klärung von Fragen der Straßenbaufinanzierung und der Organisation treten.

Zur Harmonisierung des angestrebten Miteinanders von Straßenbaupraxis, Technik, Wissenschaft und Wirtschaft gehörte auch die kritische Prüfung der Forderungen der Automobilindustrie an den Straßenbau, um zu verhindern, dass „der Straßenbau nur als Amboß und das Automobil oder die Automobilindustrie als Hammer“ wirken würden. Mit der Erarbeitung und Herausgabe von Straßenbaurichtlinien und Technischen Merkblättern erhielt die Stufa im Laufe der Zeit den Status einer halb-öffentlichen Einrichtung.

Ein leitender Gedanke der Stufa war, für Deutschland ein optimales Netz von Durchgangsstraßen (Fernstraßen, auch ‚Automobilstraßen‘ genannt) für den Kraftfahrzeugverkehr zu entwerfen. Hier kooperierte sie mit den Praktikern im Deutschen Straßenbauverband. Die Studiengesellschaft hatte jedoch nicht im Sinn, auf den Bau von "Nur-Autostraßen“ oder Autobahnen zu drängen und auch keinerlei Ambitionen, selbst Straßen zu bauen, wie fälschlicherweise immer wieder in der Literatur und auf Internetseiten mit Hinweis auf den Begriff „Automobilstraßen“ behauptet wird.

Entsprechend ihrer Statuten hielt die Stufa jährlich eine Hauptversammlung (HV) ab. Diese fanden – abgesehen von der Gründungsversammlung – an folgenden Terminen statt:

Gründungsversammlung am 21. Oktober 1924 in Berlin
  1. Hauptversammlung am 20. bis 21. Juli 1925 in München
  2. Hauptversammlung am 4. bis 5. Oktober 1926 in Wiesbaden
  3. Hauptversammlung am 27. und 28. Mai 1927 in Köln
  4. Hauptversammlung am 20. bis 22. Juni 1928 in Dresden
  5. Hauptversammlung am 17. Dezember 1929 in Berlin

    Tagesordnung
    Bekanntmachung der Tagesordnung in der Zeitschrift "DIE STEINSTRASSE" Nr. 8 v. 16.12.1929 (Sondernummer)

  6. Hauptversammlung am 1. Juli 1930 in Danzig-Lanfuhr
  7. Hauptversammlung vom 29. Mai bis 2. Juni 1931 in Berlin

Die Tagungen dienten als Plattform für Vorträge und Diskussionen zu grundsätzlichen Fragen des Straßenbaus in Deutschland. Zusätzlich publizierte die Stufa im Eigenverlag Berichte zu den öffentlichen Tagungen der verschiedenen Fach-Ausschüsse (z. B. Teer-, Asphalt-, Betonstraßen) sowie jährliche Berichte über die Arbeiten der Studiengesellschaft (1924 – 1932). Das Organ zur Unterrichtung der Mitglieder wie auch interessierter Kreise und der Öffentlichkeit waren die „Mitteilungen der Studiengesellschaft für Automobilstraßenbau“, die von 1924 bis 1934 erschienen.

Um zu beleuchten, wie sich im Laufe der Zeit die Thematik änderte, werden nachfolgend die Niederschriften der Hauptversammlungen vorgestellt.

Wissenschaftliche Redaktion, Reiner Ruppmann, im Juni 2015

 

Niederschrift über die Gründungsversammlung der Studiengesellschaft für Automobilstraßenbau am 21. Oktober 1924 zu Berlin
Niederschrift der I. Hauptversammlung am 20. und 21. Juli 1925 in München
Niederschrift der II. Hauptversammlung am 04. und 05. Oktober 1926 in Wiesbaden
Niederschrift der III. Hauptversammlung am 27. und 28. Mai 1927 in Köln

Niederschrift der IV. Hauptversammlung am 20. und 22. Juni 1928 in Dresden


Trotz der Weltwirtschaftskrise und deren Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben im Deutschen Reich hielt die Stufa auch in den Jahren 1929 bis 1931 ihre jährliche Hauptversammlung ab. Im Gegensatz zu den Vorjahren verzichtete sie allerdings auf die Herausgabe eines Tagungsbandes. Die Konferenzen wurden lediglich in Berichten der Stufa-Mitteilungen zusammengefasst. Der Inhalt der Referate und der Stand der Diskussion sind den hier als Faksimile beigefügten PDF-Dateien zu entnehmen.

Niederschrift der V. Hauptversammlung am 17. Dezember 1929 in Berlin
Niederschrift der VI. Hauptversammlung am 1. Juli 1930 in Danzig-Langfuhr
Niederschrift der VII. Hauptversammlung vom 29. bis 2. Juni 1931 in Berlin


Die Beilage "Strassenbau und Strassenunterhaltung" in der Zeitschrift "Verkehrstechnik" Nr. 27 vom 6. Juli 1928 enthält neben anderem auch Berichte zu den Referaten, die 1928 auf der IV. Hauptversammlung der Stufa in Dresden gehalten wurden. Die nachfolgenden Faksimile geben das wieder:

Kurzbericht über die IV. Hauptversammlung der Stufa in Dresden.

Die Aufgaben der Landstraßenverwaltungen. Referent: Heymann (OB Dresden)

Finanzierungsprobleme von Deutschlands Verkehr. Referent: Hirsch (Berlin)

Geopolitische Faktoren beim Ausbau des deutschen Hauptstraßennetzes. Referent: Obst (Hannover)

Der Vorschlag zum Netz der deutschen Hauptstraßen. Referent: Rappaport

Das Landstraßenbauproblem. Referent: Speck (Dresden)

Dynamische Straßenwertung. Referent: Langer (Aachen)


Einträge bei Paul Hafen "Das Schrifttum über die deutschen Autobahnen" zu dieser Organisation: